Schach scheint zunehmend ein Sport für Wunderkinder zu sein. Sollte überhaupt noch mit diesem Spiel anfangen, wer nicht schon in der Kinderkrippe das Königsgambit kapiert, mit zwölf Jahren den Großmeistertitel ergattert und kurz nach dem Führerschein auch einen führenden Platz an der Weltspitze eingefahren hat? Zumindest allen, die auch ihren zweiten bis dritten Frühling schon hinter sich haben, sowie den Jungen, die wissen, dass sie das nicht ewig bleiben werden, macht es da Mut, dass es auch so etwas wie Wundersenioren gibt. Ein solcher war Hartmut Schmidt, der am 2. Dezember dieses Jahres im Alter von 87 Jahren in Lichtenfels verstorben ist.
Geboren wurde Harmut also 1938, und zwar am 24. April im lauschigen Lauscha. Dort arbeitete er in seinem erlernten Beruf als Maschinenbauingenieur. Erst nach der Wende begann er Anfang der 1990er Jahre damit, für den SV Lauscha Turnierschach zu spielen. Dabei brachte er es zu einer Wertungszahl von immerhin 1723.
Nach seinem Umzug von Gräfenhain nach Lichtenfels im Jahr 2003 wurde Hartmut Mitglied im Schachverein Seubelsdorf, mitten unter der laufenden Saison 2003/2004. Daher durfte er erst zu Beginn des Jahres 2004 zum ersten Mal für den SVS antreten, was er dann auch tat, am 31. 1. 2004 in der zweiten Mannschaft. Gegen die damals starken Steinwiesener debütierte er mit einem Unentschieden. Das war der Anfang einer langen aktiven Zeit als Stammspieler für Seubelsdorf, erst für die zweite und ab 2006 für die erste Mannschaft. Nach der Saison 2012/2013 ließ er sich als Ersatzspieler aufstellen, kam aber immer wieder zum Einsatz. 2017 kehrte er in die zweite Mannschaft zurück und gehörte ihrem Team bis zur Saison 2023/2024 an. Seine letzte Partie für Seubelsdorf bestritt er am 13. April 2024.
Als Mannschaftsspieler war Hartmut mustergültig: stets zuverlässig und sehr regelmäßig am Brett. Vor allem für die erste Mannschaft kämpfte er jede Stellung zäh aus. In späteren Jahren stand er aus Altersgründen der einen oder anderen Punkteteilung nicht mehr so abgeneigt gegenüber. Dabei arbeitete er sich gerade in dieser Phase noch mit Hilfe unseres Ehrenvorsitzenden Hans Richter in die Welt der digitalen Geräte ein, auch um schachlich auf dem Laufenden zu bleiben.
Zunehmend bevorzugte er freie Partien. In ihnen pflegte er gegnerische Züge gerne mit einem Satz zu kommentieren: „So einer bist du also!“ Fernab des Verdachts, damit die Konzentration des Gegenübers schwächen zu wollen, gab er so Anlass zur Selbsterkenntnis und leitete schon das knorrig-freundliche, humorvolle Gespräch im Umfeld ein, das er zu pflegen verstand. Auch an den Ausflügen unseres Vereins beteiligte er sich in schöner Regelmäßigkeit und wanderte dabei so unverdrossen, dass es vielen Jüngeren zum Vorbild dienen möchte.
Hartmut hat gezeigt, welch wunderbare Freude das Schachspielen und die mit ihm verbundene Geselligkeit bis ins Alter schenken kann. So einer war er also.
Seiner Ehefrau Marianne und allen seinen Angehörigen sprechen wir unser herzliches Beileid aus.
Die Urnenbeisetzung von Hartmut Schmidt findet am Donnerstag, dem 18. Dezember 2025, auf dem Lichtenfelser Friedhof statt. Wir werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren.
Autor: Prof. Dr. Uwe Voigt
Bild: Kilian Mager
