Kleiner Zwischenstopp statt harter Notbremsung

Seubelsdorfer Erste verliert Match gegen Weidhausen, bleibt aber spitze

Die langjährige Zeitschrift des Schachverein Seubelsdorf hieß aus gutem Grund „Seubelsdorfer Schachexpress“ – ist dieser Verein doch aus dem Eisenbahnerschach hervorgegangen. An einen D-Zug erinnert in dieser Saison auch das Tempo, das die erste Mannschaft bislang vorgelegt hat: Mit einem 5:3-Tripel war sie in den ersten drei Runden der Saison 2025/26 unangefochten an der Spitze der oberfränkischen Bezirksoberliga unterwegs. Würde sich dieser Kurs am 7. 12. 2025 halten lassen, bei einem Heimspiel gegen die starken und ehrgeizigen Gäste aus Weidhausen?

Lange Zeit sah es eher nach einer harten Notbremsung des Seubelsdorfer Siegeszuges aus. An Brett 8 gab Moritz Fiedler einen Bauern für eine imposante Zentralstellung, zögerte einen vielversprechenden Abzug aber zu lange hinaus und ließ zu, dass Finn Knauer ihm einen gedeckten Springer vor die Nase setzte. Nachdem dieses Ross auch noch seine Dame aufgabelte, war die Partie nicht mehr zu halten.

Alexander Eslauer geriet nach originellem Auftakt an Brett 7 in eine etwas gedrückte Position und opferte eine Figur, um eine Linie gegen den feindlichen König zu öffnen. Allerdings ging daraufhin Gert Schilling auf dieser Linie zum Gegenangriff über, erbeutete zwischendurch eine weitere Figur und krönte sein Spiel mit dem Mattangriff, den Eslauer im Sinn gehabt hatte.

In der Partie von Andrej Schumacher war an Brett 5 geduldiges Lavieren angesagt. Nachdem er Gleichgewicht lange gehalten hatte, gestatte er sich jedoch kleine Ungenauigkeiten, die sich so summierten, dass Jürgen Dehler plötzlich entscheidendes Material gewinnen konnte.

Der drohende Durchmarsch der Gäste kam an Brett 4 ins Wanken. Nachdem ihm Olaf Knauer sehr früh Entwicklungsvorsprung und Raum in der Brettmitte geschenkt hatte, richtete Matthias Bergmann seine Figuren gegen die Königsstellung. Drohende Zeitnot ließ ihn aber trotz glänzender Chancen wenigstens den ersten halben Punkt für Seubelsdorf sichern.

Wie schon in den vorhergehenden Runden, richteten sich nun alle Augen auf die Spitzenbretter, die von der Punkteausbeute her in dieser Saison der auf Hochdruck laufende Dampfkessel der Seubelsdorfer waren.

Am Spitzenbrett konnte sich Jürgen Gegenfurtners Gegner, Rüdiger Günther, nicht entscheiden, an welchem Flügel er spielen wollte. Gegenfurtner nutzte dies so geschickt aus, dass er mit einem Mehrbauern auf beiden Brettseiten in die Offensive gehen konnte. Vor die Wahl gestellt, eine Figur zu verlieren oder einen Freibauern durchzulassen, bevorzugte Günther die Kapitulation.

An Brett 2 hebelte Tizian Wagner die hypermoderne Spielweise von Christoph Sonneberg kurzerhand aus, indem er den Königsflügel mit wuchtigen Bauernvorstößen öffnete und ein wieselflinkes Rudel aus drei Schwerfiguren und einem Springer bildete, das den in der Brettmitte umherirrenden feindlichen Monarchen alsbald zur Strecke brachte.

Wie immer auf der Suche nach Druckspiel, wollte Marko Hofmann auf dem Damenflügel Springer auf witzige Weise durch wechselseitigen Bauernschlag tauschen, um dann mit seinen Läufern in die Ferne zu wirken. Allerdings gelang es Thomas Carl dadurch, einen Freibauern auf der Damenseite zu etablieren. Dieser erwies sich als tödlicher Pfahl im Fleisch, an dem Hofmann trotz lebhafter Gegenwehr zugrunde ging.

Damit war die Entscheidung zugunsten von Weidhausen zwar schon gefallen. Dies hinderte Maximilian Kühnberger aber nicht daran, an Brett 6 Herbert Hempfling in einer langen zähen Positionspartie niederzuringen. Kühnbergers Ausdauer sollte dem gesamten Team zugutekommen: Nach dieser knappen 3,5:4,5-Niederlage weist die Seubelsdorfer Erste zwar nun genauso viele Mannschaftspunkte auf wie SC Bamberg 3 und SK Kulmbach 1, darf das Jahr aber dank einem Brettpunkt Vorsprung weiterhin an der Tabellenspitze beenden und kann darauf hoffen, dass es 2026 nach diesem kleinen außerplanmäßigen Zwischenstopp wieder mit Volldampf weitergeht.

Uwe Voigt

Bildunterschrift: Der Stollen konnte die Ausdauer von Maximilian Kühnberger nicht unterminieren

Bildquelle: Andrej Schumacher