Auch SG Hollfeld/Memmelsdorf 1 mit 5:3 bezwungen
„Vorjahres-Vize Kronach verlor“, lautete am ersten Spieltag der Bezirksoberliga die nüchterne Nachricht auf der Homepage des Schachbezirks Oberfranken. Wer da gewonnen hatte und daraufhin als einzige Siegermannschaft mit satten 5 Brettpunkten allein an der Spitze stand, ließ sich immerhin der Tabelle entnehmen: die Seubelsdorfer Erste! Dass dies kein Höhenflug für nur eine Runde sein sollte und der Name der Seubelsdorfer durchaus erwähnenswert sein könnte, zeigte sich am Sonntag, dem 26. 10. 2025, bei ihrem Heimspiel gegen das starke, von den Wertungszahlen her überlegene Team von SG Hollfeld/Memmelsdorf 1.
Hatten die Seubelsdorfer Spitzenspieler in der ersten Runde erst spät aufgedreht und damit die Begegnung entschieden, so preschten sie diesmal mit Elan voran: Am ersten Brett nahm Jürgen Gegenfurtner kleine positionelle Geschenke dankbar an und münzte sie in starke Initiative auf beiden Flügeln um. Von dieser aus dem Boxen bekannten Links-Rechts-Strategie angeschlagen, sah sich Robert Manner bald schon außerstande, seinen König zu verteidigen, und kapitulierte.
Tizian Wagner setzte am zweiten Brett von Anfang an auf flottes Figurenspiel. Insbesondere Wagners wendige Dame verleidete Alexander Lechner die Rochade in beide mögliche Richtungen. Mit einem kraftvollen Qualitätsopfer erlangte Wagner daraufhin die völlige Kontrolle über das Brett, so dass Lechner Material zurückgeben musste und mit einer Figur weniger bei anhaltendem Angriff des Seubelsdorfers die Lust am Weiterspielen verlor.
Zu einem Anschlusstreffer der Gäste kam es im Spiel Clemens Hanschkow: Zunächst hielt er am fünften Brett dem Zentrumsdruck von Alexander Niemetz wacker stand, igelte sich dann aber ein, statt weiter nach vorne zu spielen, und ging an Raumnot zugrunde. Spiegelbildlich dazu verlief die Partie von Christian Gebhardt: An Brett 4 verschaffte er sich frühzeitig einen großen Raumvorteil. Andreas Brehm machte es sich dagegen auf nur zwei Reihen bequem. Mit der Bequemlichkeit war es allerdings vorbei, als Gebhardt seine Steine konsequent nach vorne schob. Brehms Figuren traten sich nun gegenseitig auf die Füße. Eine von ihnen ging verloren und am Königsflügel brachen alle Schleusen, so dass Gebhardt die Seubelsdorfer Führung um einen ganzen Zähler erhöhen konnte.
Etwas freier stand auch Kilian Mager an Brett 6. Doch blieben die Reihen geschlossen und beide Seiten beschränkten sich auf vorsichtiges Abtasten, daher teilte er sich schließlich den Punkt mit Ilie Brandmann.
War in diesen Begegnungen der Raum ein entscheidender Faktor, so spielte an Brett 3 auch die Zeit eine wichtige Rolle: Mit immer neuen Fesslungen auf Diagonalen wie Linien zwang Marko Hofmann seinen Gegner dazu, sich wiederholt als Houdini des Schachs neu zu erfinden. Dies zehrte nicht nur an den Nerven, sondern auch an dem Polster auf der Schachuhr, so dass Hofmann schon im 29. Zug durch Zeitüberschreitung von Ali Pezhmanyar gewann. Mit viereinhalb Punkten war so der Mannschaftssieg sichergestellt.
Auch auf den Uhren des normalen Lebens war die Zeit inzwischen weit vorangeschritten. Bis 13 Uhr kämpfte der Seubelsdorfer Jungspieler Moritz Fiedler mit vorbildlicher Ausdauer gegen einen weitaus höher gewerteten Opponenten. Schließlich hatte Torger Münzel ein Einsehen und stimmte einem Remis zu. Zwar erlag Andrej Schumacher am siebten Brett zuletzt noch einem Überfall, den Ulrich Rödel auf seinen König anzettelte. Dies konnte nichts daran ändern, dass Seubelsdorf auch aus der zweiten Runde mit zwei Mannschaftspunkten hervorgeht und noch dazu weiterhin einsam die Spitze der Tabelle ziert.
Text und Foto: Uwe Voigt
