Magnus Carlsen und St. Pauli: „Teil der coolsten Marke Deutschlands“

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Magnus Carlsen kehrt nach 15 Jahren zurück in die Schachbundesliga. In der kommenden Saison wird der Weltranglistenerste und mehrfache Weltmeister für den Aufsteiger FC St. Pauli spielen. Möglich wird das Engagement durch die Verbindung zwischen Magnus Carlsen und dem Hamburger Unternehmer Jan Henric Buettner. Dessen Fünf-Sterne-Resort Weissenhaus an der Ostsee unterstützt ab sofort den FC St. Pauli.

Die Strahlkraft der Marke St. Pauli reicht bis Norwegen. Magnus Carlsen will in der Saison 2024/25 mehrfach für den Aufsteiger antreten. | Foto: Angelika Valkova/Grenke Chess

„Ich freue mich, Teil der coolsten Marke in Deutschland zu sein“, sagt Carlsen gemäß einer Mitteilung des Clubs. Laut einem Bericht der Sport-Bild will Carlsen in der kommenden Saison mehrfach für die Hamburger antreten. Fest vereinbart sei der Spieltag am 22./23. März 2025 am Millerntor. An diesem Heimspielwochenende (einen offiziellen Spielplan gibt es noch nicht, bislang sind seitens der Bundesliga nur die Heimspielwünsche der Vereine notiert) wollen die Hamburger eine Schachsause im heimischen Stadion aufziehen.

Für den stärksten Schachspieler der Welt, amtierender Weltmeister im Schnell- und Blitzschach, markiert die Zusage bei den Kiezschächern eine Rückkehr in die stärkste Liga der Welt. Carlsens Bundesligabilanz bislang ist ausbaufähig: 1,5 Punkte aus 4 Partien, allesamt gespielt, lange bevor er 2013 Weltmeister wurde.

Carlsens erste Station waren in der Saison 2004/5 die Schachfreunde Neukölln. Zuletzt am 14. Dezember 2008 spielte der 1990 geborene Norweger für die OSG Baden-Baden am ersten Brett – und verlor gegen den polnischen Großmeister Bartosz Socko, der für den SC Kreuzberg spielte. Vereinsmitglied in Baden-Baden ist Carlsen seit dieser Zeit, als Mannschaftsspieler gemeldet war er seit der Saison 2013/14 nicht mehr.

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Magnus Carlsen im März 2005 am Bundesligabrett für die Schachfreunde Neukölln. | Foto: Fernando Offermann

In der Saison 2024/25 könnten Carlsen und Carlsenbesieger Socko Mannschaftskameraden sein. Socko (45), mittlerweile in Diensten des FC St. Pauli, hat mit 7 Punkten aus 8 Partien am ersten Brett der zweiten Bundesliga Nord maßgeblich zum Aufstieg der Hamburger beigetragen. Wie genau die Aufstellung des FC St. Pauli und aller anderen Teams 2024/25 aussieht, wird erst mit dem Meldeschluss Ende Juli feststehen. Saisonauftakt ist am 5. Oktober.

„Wir wollen uns langfristig in der Bundesliga etablieren“, erklärt Schach-Abteilungsvorstand Thomas Schüttler. Daraus lässt sich schließen: Es wird wahrscheinlich nicht bei der Carlsen-Verpflichtung bleiben. Um ohne Zitterpartie über dem Strich aufzuschlagen, fehlen dem Team Großmeister von internationalem Format für die in der Bundesliga extrem stark besetzten ersten Bretter. Magnus Carlsen als einzige Verstärkung der Aufstiegsmannschaft 2023/24 wäre kein Klassenerhaltsgarant.

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Das erste (?) Spalier in der Geschichte des deutschen Schachs: Einzug der ersten Mannschaft bei der Aufstiegsfeier der Schachabteilung des FC St. Pauli. Von links: Giso Jahncke, Can Ertan (verdeckt), Andreas Mitscherling, Frank Sawatzki, Aljoscha Feuerstack, Jan Priebe, Daniel Otis Thieme, Benedict Krause. | Foto: Frank Müller/FC St. Pauli

Der Schachbundesliga steht eine Saison bevor, in der die stärkste Liga der Welt stärker sein wird denn je. In den Kadern der Bundesligisten wird die Weltspitze fast komplett versammelt sein. Nach jetzigem Stand sind mit der Verpflichtung Carlsens alle Spieler aus den Top 10 an einen Bundesligisten gebunden, 17 aus den Top 20.

Carlsen und Buettner sind einander geschäftlich verbunden, seitdem sie im Februar das Freestyle-Turnier in Weissenhaus konzipiert und veranstaltet haben. Nach einem Bericht der Perlen vom Bodensee haben die beiden zwei Gesellschaften für ihre Schach-Unternehmungen gegründet, in denen Carlsen als gleichberechtigter Gesellschafter fungiert. Aus dem Freestyle-Turnier im Februar wollen sie eine hochdotierte, weltweite Schach960-Turnierserie und ein Franchise inklusive Netflix-Show entwickeln, den „Freestyle Chess Grand Slam“.

Unabhängig von dem Plan, ein internationales Schachfranchise zu bauen, ist in Ostholstein die „Weissenhaus Chess Academy“ entstanden, ein Projekt allein fürs deutsche Spitzenschach. Die herausragenden deutschen Talente von Vincent Keymer, Jahrgang 2004, bis Arian Alloussi, Jahrgang 2016, sollen dank der Förderung der Buettner-Akademie ihr immenses Potenzial vollständig entfalten können. Die Akademie ist zentraler Baustein von Buettners Plan, „Spitzenschach in Deutschland nachhaltig zu fördern und präsenter zu machen“.

Teil der Sponsoring-Vereinbarung mit dem FC St. Pauli ist, die Marke Weissenhaus, speziell die Weissenhaus-Akademie im Bundesligakontext sichtbar zu machen. Weissenhaus werde in allen Medienkanälen des FC St. Pauli präsent sein, unter anderem mit Inhalten in Livestreams bei der Übertragung von Bundesliga-Matches, teilt der Club mit. Die Heimspiele des FC St. Pauli wollen Weissenhaus und die Schachabteilung gemeinsam gestalten.

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Wahrscheinlich wird die Schachabteilung des FC St. Pauli in der kommenden Saison nicht ganz so viel Publikum anziehen wie die Fußballer. Aber das Fußballpublikum wird wahrnehmen und hat schon wahrgenommen, dass am Millerntor auch Bundesligaschach gespielt wird. | Foto: FC St. Pauli

Quelle: Schachbundesliga.de