Internationaler Meister aus Nürnberg dominiert Kelheimer Schach-Open

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Lokalmatador Benedikt Huber (15) mischte bis zum Schluss ganz vorne mit

Kelheim, 30.12.2024, Schach – Die elfte Ausgabe der Wittelsbacher Weihnachtsopen bescherte dem Schachklub Kelheim einen Rekordzulauf. Schon Mitte Dezember war das 150 Teilnehmer fassende Hauptturnier ausgebucht. Turnierleiter Simon Pernpeintner nahm Anmeldungen nur noch auf Warteliste an. Zudem waren die Open so stark besetzt wie noch nie. Neben Vereinsspielern aus der Region gaben sich acht Fide-Meister, zwei Internationale Meister, eine Internationale Meisterin der Damen, ein Großmeister und eine Großmeisterin die Klinke in die Hand. Mit einer für Amateure äußerst passablen Elozahl von 2000 fand man sich gerade noch in den Top 40 wieder.

Der erst 15 Jahre alte Benedikt Huber vom SK Kelheim stürzte gleich zwei Titelträger. (Foto: Piehler)

Das hinderte den erst 15-jährigen Lokalmatador Benedikt Huber aber nicht daran, ganz vorne für Furore zu sorgen. Nach fünf von sieben Runden stand der mehrfache Bayerische Jugendmeister vom SK Kelheim ungeschlagen an der Tabellenspitze. Auf dem Weg dorthin bezwang er unter anderem FM Sebastian Böhme und den tschechischen Großmeister Petr Neuman. Unabhängig vom Feuerwerk, das der junge Kelheimer an der Spitze abbrannte, verlief das Turnier äußerst spannend und eng, mit vielen interessanten Nebenschauplätzen. Vor der letzten Runde hatten noch ein Dutzend Spieler Chancen auf den mit 1000 Euro dotierten Turniersieg und das halbe Feld (auch einige der 26 Strategen des Gastgebers) auf einen der zahlreichen Preise aus dem 4000 Euro großen Topf. Die letzte Runde brachte jedoch einen klaren Sieger hervor. Der Deutsche U25-Meister von 2023, IM Yevhenii Yelisieiev vom SC Noris-Tarrasch Nürnberg, blieb über alle sieben Runden ungeschlagen. Er musste nur ein Remis hinnehmen und sammelte als einziger 6,5 Punkte. Daher bedurfte es in diesem Jahr keiner Zweitwertung, um den Gewinner zu ermitteln.

IM Yevhenii Yelisieiev vom SC NT Nürnberg war in diesem Jahr nicht zu schlagen. (Foto: Neumeier)

Auch auf den Plätzen zwei bis fünf landeten ausnahmslos starke Titelträger: GM Petr Neuman vom Bundesligisten SF Bad Mergentheim, FM Sebastian Böhme (SC Erlangen), der amtierende Bayerische Vizemeister FM Lars Goldbeck (SC Bavaria Regensburg) und IM Alexander Belezky (FC Bayern München) gingen mit Preisgeldern nach Hause.

Spannend war auch die Frage, wie sich Roland Loos, Oberligaspieler der SG Post/Süd Regensburg, schlagen würde. Der zweifache WWO-Sieger von 2018 und 2019 war der einzige ehemalige Champion im diesjährigen Feld und hatte die Chance, sich als erster Dreifachsieger in den Annalen des Wettbewerbs zu verewigen. Doch Loos musste Neuman früh im Turnier den Vortritt lassen und kam in der Schlussphase über zwei Remis nicht hinaus. Mit 5,0 Punkten musste er sich schließlich mit dem 12. Platz zufriedengeben.

Schon eine Runde vor Schluss stand bei 5,0 Zählern die beste Dame fest: WGM Jana Schneider (SC Bavaria Regensburg), Goldmedaillen-Gewinnerin der Schacholympiade von Chennai 2022. FM Robert Vogel (SK München Südost) sicherte sich den Seniorenpreis mit 5,0 Punkten vor Heinrich Maurer (SK Kelheim) und Wolfgang Sailer (SK Neuburg), beide mit 4,5 Zählern.

Wie beim WWO üblich gab es auch zahlreiche Ratingpreise: die Trophäe bis 2100 DWZ ging an Wolfgang Bunk (SC Bavaria Regensburg), der 2000er an Philip Schwertler (SV Ilmmünster), den 1900er holte Bahadir Türkboylari (SK Neuburg) und den 1700er schnappte sich Nicola Salsa (SK München Südost). Beim Preis für den besten Verein war der SC Bavaria Regensburg in diesem Jahr nicht zu schlagen. Das Begleitturnier war fest in der Hand des TSV Kareth-Lappersdorf: Maximilian Häusler (6,5 Punkte) gewann vor Teamkollegin Sarah Gubler (6,0) und Rayan Schwarz (5,0) vom SK Klosterlechfeld. Bester SK-Akteur im Begleitturnier wurde Maximilian Buchhammer auf Rang 4. Für den ganz großen Coup hat es am Ende nicht gereicht, aber mit 5,0 Punkten landete Benedikt Huber auf dem starken sechsten Platz des Hauptturniers und eroberte den Preis für den besten Jugendspieler. „Das WWO ist schon das zweite Jahr in Folge das Turnier, wo ich erfolgreicher bin als im ganzen Rest vom Jahr“, meinte er augenzwinkernd nach der Siegerehrung. „Zwei Partien waren perfekt“, wie er nach den Runden mit dem Computer analysierte. Wie stark Huber beim WWO performt hat, zeigt die Eloauswertung, wo er einen Sprung von 83 Zähler auf eine Wertungszahl von über 2250 macht. Damit könnte der 15-Jährige nun den CM-Titel (Candidate Master) der Fide beantragen. Ab 2.1.2025 ist der junge Kelheimer schon wieder beim Staufer Open in Schwäbisch Gmünd im Einsatz, wo nicht nur sieben, sondern neun Runden auf dem Tableau stehen.

Quellen/Belege:

11. WWO