Berichte 2004
Tag 10
Gustafsson und Bezold punktgleich an Tabellenspitze – Großmeistertage wieder ein großer Erfolg
Das spannende Rennen um den Turniersieg wurde auf die letzte Runde vertagt. GM Jan Gustafsson und GM Michael Bezold lagen mit jeweils 6,5 Punkten aus 9 Partien punktgleich an der Tabellenspitze. Der Lokalmatador hatte die scheinbar leichtere Aufgabe, denn er hatte es mit jungen Holländer IM Daniel Stellwagen zu tun. Dieser ließ allerdings mit zwei zuvor schön herausgespielten Siegen aufhorchen. In der Partie versuchte Bezold mit positionellen Mitteln die Initiative an sich zu reißen. Der Holländer ging ebenfalls aggressiv zu Werke und nach gut drei Stunden einigte man sich Unentschieden. Damit war die Ausgangslage für den Hamburger Gustafsson klar. Ein Remis würde zum Turniersieg reichen. Ihm stand mit GM Jonny Hector ein großer Kämpfer gegenüber, der sich mit einem Sieg noch den dritten Platz hätte sichern können. Er lehnte auch sehr mutig ein Remisangebot ab , obwohl er die schlechtere Position hatte. Als er dann überhaupt keine Chance auf einen Sieg hatte, vereinbarten die beiden auch eine Punkteteilung. Den dritten Platz behauptete GM Fabian Döttling, der in der letzten Runde seinen spielfreien Tag hatte, und das Geschehen als Kommentator verfolgte. Dabei musste er mit ansehen, wie GM Arkadij Naiditsch zu Normalform zurückfand und den Konkurrenten um Bronze, GM Stuart Conquest, überspielte. Ein schöner Abschluss nach seinem katastrophalen Start. Die beiden anderen Partien GM Klaus Bischoff gegen IM Michael Prusikin und IM David Baramidze gegen WGM Almira Skripchenko spielten für die vorderen Platzierungen keine Rolle mehr. Sie endeten beide Remis.
Der Lokalmatador schaffte mit diesem geteilten 1. Platz ein sensationelles Ergebnis, war er doch nach der ELO-Rangliste auf Startplatz 11 gesetzt. Mit einer Turnierperformens von 2670 Punkten erreichte er eines seiner besten Turnierleistungen überhaupt. Nach dem dritten Platz in der ersten Auflage schaffte er dieses mal sogar noch eine Steigerung.
Bei der Siegerehrung betonte der Turnierorganisator Prof. Dr. Thomas Bezold den lobenswerten Kampfgeist und den unbändigen Siegeswillen der 11 Akteure. Dies drückte sich in einer großen Zahl an entschiedenen Partien aus. Die Remisquote lag bei 50%, wobei viele über die volle Distanz von sechs Stunden ausgetragen wurden. Als besonders gelungen, wurde von den Experten der Internetauftritt und die Live-Übertragung, die in den bewährten Händen des Pegnitzers Klaus Steffan lagen, beurteilt. Mit 50.000 Zugriffen aus 60 Ländern während der Großmeistertage wurden in diesem Bereich neue Maßstäbe gesetzt.
Täglich verfolgten rund 50 Personen die Partien der Großmeister hautnah in der Pulvermühle. Einem Dank an die Sponsoren folgten bei der feierlichen Siegerehrung Glückwünsche des Großmeisters Lothar Schmid aus Bamberg und des oberfränkischen Schachpräsidenten Hans Blinzler aus Kronach. Im Namen aller Spieler bedankte sich der Turniersieger Jan Gustafsson für das vorzügliche Essen und die herzliche Gastfreundschaft beim Chef des Hauses, Christian Bezold. Alle Spieler würden sehr gerne zur dritten Auflage der Internationalen Fränkischen Großmeistertage in die Pulvermühle zurückkehren. Alle Endtabellen, Ergebnisse, Partien, Bilder und sonstige Infos sind auf folgender Webadresse abrufbar: www.pulvermuehle2004.steffans-schachseiten.de
Tag 9
Fünf entschiedene Partien. Bezold und Gustafsson setzen sich ab
Achtungserfolge für Stellwagen und Naiditsch
Der vorletzte Spieltag der 2. Internationalen Fränkischen Großmeistertage war durch Kampfgeist und Siegeswillen der Spieler geprägt. Es gab kein einziges Remis, das erste Mal im ganzen Turnier. An der Spitze des Feldes haben sich die Großmeister Gustafsson und Bezold mit einem Sieg abgesetzt. Die Entscheidung über den Turniersieg fällt jetzt am letzten Spieltag im Fernduell zwischen den beiden Mannschaftskollegen vom Hamburger Schachclub Gustafsson und Bezold.
Gespannt war man auf das Abschneiden der am Vortag an der Großmeisternorm gescheiterten Prusikin und Baramidze. Beide mussten gegen die im Gesamtklassement führenden Gustafsson und Bezold antreten und hatten damit wichtigen Einfluss auf das Turnierergebnis. In der Partie Gustafsson gegen Prusikin kam die Igel-Variante auf´s Brett, in der Gustafsson bestens präpariert war. Nach 1,5 Stunden und ohne große Gegenwehr wurde der Forchheimer Spitzenspieler an die Wand gespielt. Der Frust über die verpasste Großmeisternorm war ihm stark anzumerken und hatte offensichtlich seine Kampfbereitschaft beschädigt. GM Michael Bezold spielte mit Schwarz gegen seinen ehemaligen Kaderspieler IM David Baramidze, den er in seiner Zeit als hauptamtlicher Bundesnachwuchstrainer selbst an internationales Niveau herangeführt hat. In der Pirc-Verteidigung wählte Baramidze eine aggressive Spielanlage, um seinen ehemaligen Trainer unter Druck zu setzen. Allerdings leistete er sich eine ungenaue Zugfolge im Mittelspiel, die „Altmeister“ Bezold sofort mit einem Kontor nebst Bauerngewinn bestrafte. Danach hatte Schwarz das Spiel unter Kontrolle und konnte den Sieg einfahren.
Das längste Match des Tages war wieder GM Jonny Hector vorbehalten. Über die volle Distanz von sechs Stunden ging der Kampf mit dem Holländer IM Daniel Stellwagen, der große Moral bewies. Nach zähem positionellem Ringen mit Chancen auf beiden Seiten setze sich im Endspiel der starke Springer Stellwagens durch und die Niederlage Hectors war acht Sekunden vor Ablauf der Spielzeit besiegelt.
Nationalspieler GM Klaus Bischoff unterschätze in der Partie gegen GM Fabian Döttling einen Königangriff. Das kostete ihn einen Bauern. Er konnte sich zwar noch in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel retten, aber Döttling führte die Partie mit präziser Technik zum vollen Punktgewinn.
In der Partie des ELO stärksten GM Arkadij Naiditsch gegen die Französin Almira Skripchenko lies Arkadij endlich einmal seine große Klasse aufblitzen und überspielte die Großmeisterin mit einem vorübergehenden Springeropfer. Almira Skripchenko stand den vielen Drohungen gegen ihren geschwächten König am Ende machtlos gegenüber.
Damit liegen vor der letzen Runde GM Jan Gustafsson und GM Michael Bezold punktgleich mit 6,5 Zählern uneinholbar an der Spitze. Die Entscheidung fällt am letzten Spieltag. In den Partien Gustafsson gegen Jonny Hector, der noch Chancen auf den dritten Platz hat, und Michael Bezold gegen Daniel Stellwagen fällt die Entscheidung um den Turniersieg. Ambitionen auf den dritten Platz darf man ebenfalls GM Stuart Conquest unterstellen. Ein Sieg gegen GM Arkadij Naiditsch ist dafür die Voraussetzung. Für den ELO-Favoriten Naiditsch ist diese Partie die letzte Möglichkeit, die rote Laterne im Gesamtklassement doch noch abzugeben.
Qualifikations-Cup
Nach 2,5 Stundenspielzeit kam es in der letzen Partie Zwischen den Internationalen Meistern Arik Braun und Jan Markos zu einem ausgeglichenen Remis, nachdem die Entscheidung schon am Vortag gefallen war. Das Endergebnis lautet 5:3 für den Bindlacher Spitzenspieler, der sich über eine Einladung zu den 3. Internationalen Fränkischen Großmeistertagen freuen darf.
Das Ergebnis ist für Arik Braun, eine der großen Nachwuchshoffnung des deutschen Schachbundes, nach dem Auftaktsieg sicherlich eine kleine Enttäuschung.
Tag 8
Schwarzer Tag für die Großmeisteranwärter
Aus der Traum von der Großmeisternorm für die Internationalen Meister Prusikin und Baramidze. Bezold behauptet Führung.
In der neunten Runde der 2. Internationalen Fränkischen Großmeistertage fiel bereits eine wichtige Vorentscheidung. Aus der angestrebten Großmeisternorm für die zwei internationalen Meister Michael Prusikin und David Baramidze in der Pulvermühle wird es leider nichts werden, denn beide mussten eine bittere Niederlage quittieren, wodurch die notwendigen 6,5 Punkte in diesem Turnier nicht mehr erreicht werden können. Damit sind alle drei Aspiranten gescheitert, die begehrte Großmeisternorm, von denen drei notwendig sind, um den Titel „Großmeister“ vom Internationalen Schachverband FIDE auf Lebenszeit verliehen zu bekommen. GM Michael Bezold behauptete die Tabellenführung mit hauchdünnen Vorsprung vor GM Jan Gustafsson, die beide Remis spielten. Es war die letzte Chance für die Internationalen Meister Michael Prusikin vom Schachclub Forchheim und David Baramidze von den Schachfreunden Dortmund-Brackel, auf Großmeisternorm-Kurs zu bleiben. Beide hätten zumindest einen halben Punkt aus der neunten Runde gebraucht, beide verloren ihre Partien. Die spannendste Partie des Tages lieferten sich GM Jonny Hector und IM David Baramidze Lang kämpfte Baramidze gegen den Schweden Jonny Hector, der ihn immer wieder attackierte. Nach knapp sechs Stunden und unter enormen Zeitdruck wurde der Dortmunder vom erfahreneren Schweden besiegt. Zunächst nahm der junge Dortmunder ein Bauernopfer in der scharfen Najdorf-Variante an, welches Hector bereits gegen keinen Geringeren als den indischen Ex-Weltmeister Viswanathan Anand probierte. Mit seiner großen Routine raubte Hector dem Jungstar in der dramatischen Schlussphase den entscheidenden Punkt. Ebenfalls aus dem Rennen um diese begehrte Großmeisternorm ist der Forchheimer Spitzenspieler IM Michael Prusikin aus. Obwohl er im Königsinder das Geschehen diktierte, lief er in einen Konter des bisher glücklos agierenden Holländers IM Daniel Stellwagen, der nicht mehr zu parieren war. In den beiden Spitzenpartien zwischen GM Fabian Döttling und GM Jan Gustafsson einigte man sich in der Katalanischen Variante des Damengambits nach Zugwiederholung auf Remis. Die Punkte teilten sich ebenfalls GM Michael Bezold und GM Arkadij Naiditsch, in der sich der Lokalmatador gegen den aggressiv zu Werke gehenden Dortmunder umsichtig verteidigen musste. Eine Turnierpremiere erlebte die Eröffnungsphase der Partie WGM Almira Skripchenko gegen GM Stuart Conquest mit der selten gespielten Aljechin-Eröffnung. Nach vielen sizilianischen und spanischen Verteidigungen eine willkommene Abwechslung für die zahlreichen Zuschauer. GM Klaus Bischoff war spielfrei. Er begeisterte die zahlreichen Zuschauer mit seinen Analysen und originellen Kommentaren.
Nach neun von elf gespielten Runden liegen Bezold und Gustafsson nun mit je 5,5 Punkten bei noch zwei ausstehenden Partien an der Spitze des Großmeisterfeldes. Die beiden werden wohl den Sieger unter sich ausmachen. Es folgt mit einem Zähler Abstand ein dreiköpfige Verfolgergruppe mit GM Jonny Hector an der Spitze, die 4,5 Punkte ausweisen. Bestenfalls noch Chancen auf den dritten Platz haben Klaus Bischoff, Michael Prusikin und David Baramidze mit je vier Punkten. Bei den beiden letzteren darf man gespannt sein, wie sie das Verpassen der angestrebten Großmeisternorm verdaut haben.
Qualifikationsturnier
Die Entscheidung dieses Matches fiel in der 7.Runde. Der Bindlacher Spitzenspieler IM Jan Markos überspielte den jungen IM Arik Braun und ließ ihm in einem sehenswerten Angriff nicht den Hauch einer Chance. Der junge Slowake ging damit vor der letzten Partie uneinholbar mit 4,5-2,5 in Führung. Damit darf er sich über eine Wildcard bei der dritten Auflage der Internationalen Fränkischen Großmeistertage in der Pulvermühle freuen.
Nachwuchs-Cup
Der Holländer Joos Michielsen sicherte sich mit einem Remis in der letzen Runde gegen den Bindlacher Axel Heinz den Turniersieg. Er qualifizierte sich damit für die Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaften, die im April im Rahmen des Schachfestivals in Deizisau als 10-Runden-IM-Turnier ausgetragen werden. Auf den Plätzen folgten der Bindlacher Axel Heinz vor dem Holländer Robin Swinkels und Marco Baldauf aus Rosenheim.
Tag 7
Lokalmatador GM Michael Bezold erobert Conquest und die Führung im Gesamtklassement
Die achte Runde der 2. Internationalen Fränkischen Großmeistertage ließ die Spitze weiter zusammenrücken. Dabei kam es zum brisanten direkten Aufeinandertreffen der der zweit- und drittplazierten GM Stuart Conquest und GM Michael Bezold. Mit einem Kontersieg eroberte Michael Bezold die Tabellenführung. Ermöglicht wurde die Führung durch ein gleichzeitiges Unentschieden zwischen dem bislang führenden GM Jan Gustafsson und GM Klaus Bischoff. Der Waischenfelder Großmeister war einem fulminanten Angriff Conquests ausgesetzt. Beide Spieler legten die Partie scharf an und verbrauchten viel Bedenkzeit. In der Zeitnotphase kamen Bezold seine ausgezeichneten Blitzschachfähigkeiten zugute, die ihm eine präzisere Abwicklung der komplexen Stellung ermöglichten. Nach dem 40. Zug fand sich Conquest mit Qualitätsverlust wieder und die Partie war für ihn verloren. Der „heimliche“ Turnierfavorit GM Jan Gustafsson kam gegen Turniersenior GM Klaus Bischoff, der sich mit den schwarzen Steinen gut aufgestellt hatte, nicht über eine Punkteteilung hinaus. Den zweiten Sieg des Tages erreichte GM Fabian Döttling, der sich damit wieder auf 50% der möglichen Punkte herankämpfen konnte. Zwischenzeitlich hatte sein Kontrahent, der junge holländische IM Daniel Stellwagen, eine sehr verheißungsvolle Stellung. Er wich einer Zugwiederholung aus und ging auf´s Ganze. Aber der Baden-Ooser Großmeister verteidigte sich sehr schlau, um seinerseits Stellwagen auszukontern. Seine Verlustserie beendete Elo-Favorit GM Arkadij Naiditsch mit einem ausgekämpften Remis gegen den stets kompromisslosen Angriffsspieler GM Jonny Hector. Zur Diskussion stand eine Variante in der Spanischen Eröffnung, die auch schon in einer Partie zwischen den Weltmeistern Kasparov und Kramnik auf dem Brett war.
Um die begehrte GM-Norm kämpften die beiden Internationalen Meister David Baramidze und Michael Prusikin. Beide lagen bis zur 8. Runde mit jeweils 3,5 Punkten aus sieben Partien sehr gut im Rennen. Deshalb war die Ausgangslage vorgegeben. Nur ein Sieg hilft, denn ein schweres Restprogramm wartet noch auf beide Großmeisteraspiranten. Der junge Dortmunder hatte auch eine schöne Angriffsstellung herausgearbeitet, ließ sich aber zu einem Bauernraub verleiten, der die Position zu schnell vereinfachte. Das Unentschieden ist für beide wohl etwas zu wenig.
Nach acht von elf gespielten Runden liegen Bezold und Gustafsson nun mit je fünf Punkten bei noch drei ausstehenden Partien an der Spitze des Großmeisterfeldes. Es wird zu einem spannenden Finale in den letzten drei Partien kommen. Auf den Plätzen 3-7 folgen fünf Spieler mit einem Punkt Rückstand bzw. vier Punkten.
Darunter auch die Großmeisternormanwärter IM Michael Prusikin und IM David Baramidze, die bei derzeit 4 Punkten noch 2,5 Zähler aus drei ausstehenden Partien erreichen müssen, um eine begehrte Großmeisternorm (6,5 Punkte) zu schaffen.
Qualifikationsturnier
Obwohl mit neuen Ideen in die Partie gegangen, reichte es für IM Arik Braun nicht, den soliden Aufbau des Slowaken Jan Markos zu durchbrechen. Im Gegenteil, im Endspiel musste er sogar genau spielen, um das Gleichgewicht zu halten. Nach 6 von 8 Runden steht es 3,5-2,5 für Markos.
Nachwuchs-Cup
Im Nachwuchs-Cup kam es beim rein holländischen Duell zu einem überraschenden Sieg für den jungen Robin Swinkels gegen Joost Michielsen. Die beiden Deutschen Axel Heinz und Marco Baldauf einigten sich auf Punkteteilung, wodurch Axel Heinz seinen zweiten Platz behaupten konnte. Richtig spannend wird es deswegen in der letzten Runde, in der der Bindlacher Jugendnationalspieler Axel Heinz im direkten Duell gegen den Holländer Joost Michielsen um den Turniersieg spielt. Gelingt ihm ein Sieg, sind beide punktgleich, so dass die Entscheidung im „Tie-Break“ durch zwei Schnellpartien fallen muss.
Tag 6
Lokalmadator GM Michael Bezold zerlegt Ex-Europameisterin Almira Skripchenko.
IM Michel Prusikin nach zweitem Sieg auf Großmeisternormkurs
Der Turnierleader Jan Gustafsson konnte sich in der 7. Runde der 2. Internationalen Fränkischen Großmeistertage entspannt zurücklehnen und seine Verfolger beobachten. Gut erholt präsentierte sich Lokalmatador GM Michael Bezold nach seinem spielfreien Tag. Er bleibt seinem Mannschaftskollegen vom Hamburger SK Jan Gustaffson weiter auf den Fersen. Bezold nutzte seinen Anzugsvorteil und spielte in einem positionellen Kampf die ehemalige Europameisterin GM Almira Skripchenko aus. Den zweiten Sieg des Tages verbuchte IM Michael Prusikin, der den völlig indisponierten GM Arkadij Naiditsch in einem ungleichfarbigen Läuferendspiel bezwang – bereits die vierte Niederlage in Folge von Naiditsch! Ein interessantes Figurenopfer präsentierte der junge Holländer IM Daniel Stellwagen gegen Turniersenior GM Klaus Bischoff. Der Ulmer GM brachte zuerst seinen König in Sicherheit, was aber nur unter Bauernverlust möglich war. In unklarer Position rauchten sie dann die Friedenspfeife – Remis. Solide baute sich der Baden-Ooser GM Fabian Döttling gegen den bisher gut agierenden IM David Baramidze auf. Döttling orientierte sich bei seiner Eröffnungswahl an der Partie Gustafsson-Baramidze, die Weiss dominierte. Er erarbeitete sich eine Gewinnstellung, wählte aber eine ungünstige Figurenaufstellung und danach war trotz Mehrbauer kein Sieg mehr in Sicht, daher Remis! Die längste Partie des Tages lieferten sich die beiden Profis, die für den Lübecker SV in der Bundesliga spielten: GM Jonny Hector und GM Stuart Conquest. Typisch für den Schweden wurden schnell eigene Wege in der Nimzowitsch-Variante des Franzosen betreten. Conquest verteidigte sich geschickt und tapfer, was schließlich mit einem Remis belohnt wurde.
Im Gesamtklassement liegt nach sieben Runden Großmeister Jan Gustafsson mit 4,5 Punkten vor GM Michael Bezold und GM Stuart Conquest, die beide 4 Zähler aufweisen. Auf den Plätzen vier und fünf folgen die Großmeisternormanwärter IM Michael Prusikin und IM David Baramidze, die bei derzeit 3,5 Punkten und weiteren günstigen Verlauf noch die Chance haben eine Großmeisternorm (6,5 Punkte) zu erreichen.
Qualifikations-Cup
Erneut stand der a6-Slawe zwischen den beiden Internationalen Meistern Arik Braun und Jan Markos zur Diskussion. Wieder hatte der Slowake etwas mehr Initiative, aber nichts Greifbares. Damit steht es nach diesem Unentschieden bei den Jungstars 3:2 für Markos bei noch drei ausstehenden Partien.
Nachwuchs-Cup
Einen vorentscheidenden Schritt zum Turniersieg gelang dem Holländer Joost Michielsen mit einem Sieg gegen den Rosenheimer Marco Baldauf im parallel stattfindenden Nachwuchs-Cup. Dem Bindlacher Axel Heinz glückte zum Auftakt der Rückrunde ebenfalls ein Sieg. Axel Heinz liegt nach seinem Sieg gegen Robin Swinkels auf dem zweiten Rang.
Tag 5
Döttling und Baramidze siegen wieder… !
ELO-Favorit Arkadij Naiditsch nach dritter Niederlage in Folge weit abgeschlagen!
In der Partie GM Almira Skripchenko – GM Jonny Hector ist die Großmeisterin mit leichtem Vorteil aus der Eröffnung herausgekommen. Im weiteren Verlauf gelang es ihr, einen Bauern zu gewinnen, aber das gegnerische Gegenspiel reichte zum Remis aus. Nationalspieler GM Klaus Bischoff wählte als Schwarzer gegen IM David Baramidze eine seltene Variante in der Französischen Verteidigung und erhielt eine akzeptable Stellung. Gegen den von David vorbereiteten Königsangriff verteidigte er sich jedoch unglücklich und musste bald die Segel streichen. Ein Achtungserfolg des jungen Baramidze gegen den Turniersenior! IM Daniel Stellwangen erreichte gegen den führenden GM Jan Gustafsson eine optisch sehr ansprechende Stellung und lehnte zwischendurch ein Remisangebot seines Gegners ab. Gustafsson verteidigte sich jedoch geschickt und erzwang bald darauf die Punkteteilung. In der Partie des Engländers GM Stuart Conquest gegen den Forchheimer Spitzenspieler IM Michael Prusikin kam Weiß mit leichtem Vorteil aus der Eröffnung. Nach einem Fehler von Schwarz wurde der weiße Vorteil spürbar, allerdings kam Conquest in Zeitnot. Dabei erlaubte er seinem Gegner, ein ausgeglichenes Läuferendspiel zu erreichen, und musste die Punkteteilung akzeptieren. Den längsten und auch spannendsten Kampf des Tages lieferten sich ELO-Favorit Arkadij Naiditsch und GM Fabian Döttling. Nach interessanter Eröffnungsbehandlung entstand eine recht unklare Stellung. Schwarz fand sich in den Komplikationen besser zurecht und gewann einen Bauern, die Partie befand sich aber wohl noch in der Remisbreite. In der Zeitnotphase spielte Weiß jedoch ungenau und stand nach der Zeitkontrolle auf Verlust. Langsam aber sicher verwandelte Döttling seinen Vorteil in einen vollen Punkt. GM Michael Bezold war in der 6. Runde spielfrei.
Im Gesamtklassement liegt nach sechs Runden Großmeister Jan Gustafsson unangefochten mit 4,5 Punkten vor GM Stuart Conquest mit 3,5 Punkten an der Spitze. Danach kommt eine vierköpfige Verfolgergruppe mit je drei Punkten, die von Lokalmatador GM Michael Bezold angeführt wird.
GM Arkadiij Naiditsch (links) musste nach hartem, knapp sechsstündigem Kampf die Niederlage akzeptieren. Mit der dritten verlorenen Partie in Folge dürfte sich der ELO-Favorit aus Dortmunder endgültig aus dem Kreis der Anwärter auf den Gesamtsieg der 2. Internationalen Fränkischen Großmeistertage verabschiedet haben.
Qualifikations-Cup
Im parallel stattfindenden Qualifikationsturnier bekam A. Braun als Anziehender den obligatorischen Eröffnungsvorteil, unterschätzte aber den gegnerischen Angriff gewaltig und kassieret eine bittere Weißniederlage.
Nachwuchs-Cup
In den beiden Duellen zwischen Robin Swinkels und Marco Baldauf sowie zwischen Axel Heinz und Joost Michielsen kam es zu zwei Remisen. Im der Tabelle liegt hier der Holländer Joost Michielsen mit 2,5 Punkten vor Marco Baldauf (1,5 Punkte). Es folgen der Bindlacher Axel Heinz und Robin Swinkels mit je einem Punkt.
„Botwinnik-Schule“ in Waischenfeld
Ein Bericht von Katja Jussupow, Judith Fuchs, Diana Hannes und Jasmin Laake
Vom 20.-23.02.2004 fand in der legendären Pulvermühle, die berühmt für ihre Gastfreundschaft ist und wo schon Fischer, Botwinnik etc. gespielt und gewohnt haben, die Botwinnikschachschule statt. Nach der Anreise trafen wir uns erstmal zu einem Simultanspiel gegen GM Thomas Pähtz. Zusammen mit den Teilnehmern des D/C Kader-Lehrgangs schafften wir leider nur ein 3.5-4.5. Gewinnen konnten: Judith Fuchs, Manuela Mader und Sebastian Bogner. Remis erkämpfte Jasmin Laake. Aus Platzgründen konnte Diana Hannes leider nicht mitspielen sonst hätten wir mindestens Unentschieden geschafft. Am Morgen des nächsten Tages hatten wir erstmal Training und beschäftigten uns mit dem Endspiel Turm gegen Läufer, bevor wir den Großmeistern beim Spielen zusehen konnten, denn zur gleichen Zeit fanden dort die 2. Fränkischen Großmeistertage statt. Die Partien wurden gleichzeitig von verschiedenen Großmeistern kommentiert. Es war sehr spannend, die Partien und Kommentare (meist zweisprachig) mit zu verfolgen und danach diese gemeinsam mit den Großmeistern zu analysieren. Am Besten haben uns die Kommentierungen von Michael Prusikin, Daniel R. Stellwagen und Christian Gabriel gefallen. In der Mittagspause erkundeten wir auf der Suche nach einem Supermarkt die Umgebung, leider ohne Erfolg. Abends trainierten wir noch einmal mit GM Thomas Pähtz. An den folgenden Tagen wurden wir von Bernd Vökler unterrichtet, bei dem wir das geschlossene Zentrum behandelten und ausspielten. In einem zum Thema passenden Test schnitten Sebastian Bogner und Judith Fuchs am Besten ab.
Insgesamt waren es ein paar sehr schöne Tage und wir haben
von den Großmeistern und unseren Trainern viel gelernt.
Tag 4
Großkampftag in der Pulvermühle
Gustafsson mit zwei Siegen in Front- Bezold auf dem zweiten Platz
Bezold mit 1,5 Punkten aus dem Doppelspieltag auf dem zweiten Platz. David Baramidze nagelt Daniel Stellwagen auf dem letzten Platz fest. GM Arkadij Naiditsch enttäuschend. Der Doppelspieltag am Sonntag hatte es in sich. Um 9.30 Uhr starte die 4., um 17.00 Uhr die 5. Runde. Die zahlreichen Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten. Alles, was Turnierschach so faszinierend macht, wurde von den Großmeistern geboten. Mit acht Entscheidungen und nur zwei Remisen von den insgesamt zehn Partien bewiesen die Spieler großen Kampfgeist und Siegeswillen. Ein überzeugender Sieg gelang in der 4. Runde GM Michael Bezold gegen den Spitzenspieler des SC Forchheim, IM Michael Prusikin. Mit einer Angriffspartie überraschte der Lokalmatador seinen Gegner, dem ein entscheidender Fehler unterlief. Bezold bot ein tödliches Opfer und danach war die schwarze Stellung nicht mehr zu halten. In der Partie GM Arkadij Naiditsch gegen GM Jan Gustafsson standen sich zwei deutsche Ausnahmespieler gegenüber. Gustafsson wählte eine ungewöhnliche Eröffnung und erwischte den Weißen eher unvorbereitet. Dieser wählte den Übergang in einem gleichen Endspiel – nach einigen ungenauen Zügen des Weißen konnte Schwarz den wichtigen Zentrumsbauer erobern, konnte aber in der Folge keinen Durchbruch gegen das Läuferpaar finden und bot Remis an….. unverständlicherweise lehnte Weiß das Angebot ab, um zwei Züge später selber Remis anzubieten – es war jedoch zu spät. Eine enttäuschende Vorstellung des ELO- Favoriten, der bislang unter seinen Möglichkeiten blieb. Eine sehr interessante Partie in der Caro-Kann Verteidigung lieferten GM Almira Skripchenko und GM Fabian Döttling. Schwarz zentralisierte bereits im Mittelspiel seinen König und konnte einige unangenehme Drohungen aufstellen. Weiß war allerdings auf der Hut und stellte Schwarz vor massive Probleme. Döttling verpasste am Ende die Gelegenheit um mit einem Mehrbauer seinen Vorteil auszubauen und erlaubte mit einem schwachen Zug eine Abwicklung, die zum Remis führte. IM David Baramidze erspielte sich gegen IM Daniel Stellwagen schnell Vorteile. Schwarz verpasste im Mittelspiel die Gelegenheit, um mit einer Kombination einen sehr starken Angriff zu entfalten. Danach wendete sich das Blatt und Weiß konnte erfolgreich die vielen Klippen umschiffen, die sein Gegner zu stellte, und führte die Partie zum Sieg. Die fünfte Runde war an Spannung kaum mehr zu überbieten. Vier entschiedene Partien und eine dramatische Zeitnotschlacht schlugen die zahlreichen Zuschauer in ihren Bann. Dabei unterlief GM Fabian Döttling ein folgenschwerer Fehler, als er in besserer Position seine Stellung ruinierte und das Eindringen der gegnerischen schwarzen Dame unterschätzte. Damit stand der erste Sieg des Engländers Stuart Conquest fest. An die Spitze des Feldes setzte sich der junge Hamburger Jan Gustafsson, der eine geschickte Eröffnungswahl aussuchte. Er spielte eine ruhige Variante, um den taktisch beschlagenen IM David Baramidze nicht ins Spiel kommen lassen. Diese Strategie mündete in einem gewonnenen Endspiel. Nun führt der Norddeutsche mit vier Punkten aus fünf Partie und hat bereits einem vollen Zähler Vorsprung. Etwas überraschend liegt der Lokalmatador GM Michael Bezold auf dem zweiten Platz. Nach seiner Auftaktniederlage kommt er immer besser ins Spiel. In einem scharfen Sizilianer spitzte sich die Lage bereits nach wenigen Zügen derart zu, dass der Franke in Hamburger Diensten sehr viel Zeit verbrauchte, um die Stellungsprobleme zu lösen. Die Zeitnotphase hatte es dann in sich. Bezold hatte mit weniger als einer Minute noch fünf Züge zu absolvieren. Die Lage war äußerst kompliziert, in der Hector einige gute Möglichkeiten verstreichen ließ, Bezold in die Knie zu zwingen. Aber eine Ungenauigkeit wendete das Blatt. Letztendlich einigte man sich dann Remis. Die erste Niederlage musste die Französin Almira Skrippchenko quittieren. IM Michael Prusikin konnte sich mit diesem feinem positionellen Vortrag wieder auf 50% der Punkte hieven. Ebenfalls sehr gut im Geschäft liegt der Turniersenior Klaus Bischoff, der gegen GM Arkadij Naiditsch schlechter aus der Eröffnung kam, aber die Fäden zusammenhielt. Der junge Dortmunder wollte unbedingt den vollen Punkt und unterschätzte den Konter des Ulmers, der nur unter Aufgabe wichtiger Bauern aufzuhalten war. Bischoff ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und feierte seinen zweiten Sieg. IM Daniel Stellwagen war in der 5. Runde spielfrei.
Tag 3
Lange Partien, halbe Punkte
Zeitnotdrama beschert Stellwagen die zweite Niederlage,
Auftakt der Qualifikationsturniere, Braun besiegt Bindlacher Spitzenspieler
Die Ausgeglichenheit des Teilnehmerfeldes spiegelt die dritte Runde wieder. Gleich vier Partien endeten mit einer Punkteteilung. Tragischer Held war der junge holländische IM Daniel Stellwagen, der den Elo-stärksten Arkadi Naiditsch an den Rand einer Niederlage brachte, und am Ende der sechsten Stunde ein Opfer seiner schlechten Zeiteinteilung wurde. Der Dortmunder wehrte sich listig, um die ihm gebotene Chance eiskalt zu nutzen. Etwas farblos mündete der Kampf zwischen GM Klaus Bischoff und der ehemaligen Jugendweltmeisterin Almira Skripchenko im Remishafen. Der für den TV Tegernsee spielende Ulmer eröffnete sehr verhalten, ohne irgendeinen Vorteil zu verbuchen. Spannender ging es in den anderen Matches zu. Dabei gingen auch IM Michael Prusikin und GM Jonny Hector über die volle Distanz von sechs Stunden. Der Forchheimer hatte stets die Initiative, fand aber gegen die erfindungsreiche Verteidigung des Schweden keine konkrete Siegvariante. Zum Schluss konnte Prusikin bei zehn Sekunden Restbedenkzeit sogar froh sein, dass Hector ins Remis einwilligte. Die Stellung war zu diesem Zeitpunkt aber völlig ausgeglichen. Der Lokalmatador Michael Bezold geriet schnell in eine passive, aber durchaus verteidigungsfähige Position. Der Baden-Badener GM Fabian Döttling war mit seinem Raumvorteil zufrieden und verpasste einige gute Möglichkeiten. Mit einer dreimaligen Stellungswiederholung ging auch diese Partie Remis aus. Im Kampf eines weiteren Führenden GM Jan Gustafsson und seinem englischen GM-Kollegen GM Stuart Conquest rauchte man auch die Friedenspfeife nach einer harten positionellen Auseinandersetzung. Dabei hatte Jan mit Weiß stets einen Mini-Vorteil, ohne freilich etwas Greifbares zu haben. Spielfrei war der junge Dortmunder IM David Baramidze. Damit führen nach drei Runden GM Jan Gustafsson und die Französin Almira Skripchenko mit zwei Punkten aus drei Partien, gefolgt von einigen Spielern mit 50 Prozent.
Die Pulvermühle als Nachwuchs-Förderzentrum
Seit Jahren werden in der Pulvermühle jugendliche Schachspieler gefördert. Die aktuellen Großmeistertage bleiben dieser Tradition treu. Neben einem Zweikampf der – zusammen mit David Baramidze – größten deutschen Nachwuchshoffnung gegen sein Slowakisches Pendant Jan Markos findet noch ein Viererwettkampf Deutschland – Niederlande statt.
Dieses Wochenende setzte dem ganzen nochmals die Krone auf: zehn Jugendliche aus dem Kader des Deutschen Schachbundes kamen zu einem Training der „Botwinnik-Schule“ nach Waischenfeld. Die beiden großmeisterlichen Trainer, Thomas Pähtz und Karsten Müller, führten die elf- bis vierzehnjährigen Kinder in das große Schach ein und ließen sie die Partien der Großmeistertage mitfiebern. Die Kinder analysierten die Partien und tauschten sich nach dem Partienende mit den Großmeistern über deren Gedankengänge aus.
Am Samstag stieß noch Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler zu der Gruppe.
Jugendliche Nachwuchstalente in der Pulvermühle
Hintere Reihe: Thomas Pähtz, Sarah Hoolt, Manuela Mader, Jasmin Laake, Diana Hannes, Karsten Müller
Vordere Reihe: Stefan Mauch, Ekaterina Jussupow, Judith Fuchs, Sebastian Bogner, Nikolas Lubbe, Felix Graf
Qualifikationsturnier
Die Auftaktpartie gestaltete sich sehr einseitig. IM Arik Braun riß schnell die Initiative an sich und überrannte den mit Weiß spielenden IM Jan Markos. Braun führte eine taktisch sehr ansprechende Partie, in der er die weiße Stellung mit Zangenangriffen auf beiden Flügeln fömrlich zerriß.
Nachwuchs-Cup
Den etwas besseren Start erwischten die Holländer. Marco Baldauf musste die Segel streichen in einer seiner geliebten Igel-Stellungen. Dem Bindlacher Nachwuchsspieler gelang immerhin ein Remis nach einer anstrengenden Verteidigungsschlacht.
Tag 2
GM Michael Bezold nach Sieg über Nationalspieler GM Klaus Bischoff zurück im Turnier
GM Jonny Hector gewinnt nach knapp sechs Stunden gegen GM Fabian Döttling. Zwei Siege, drei Unentschieden. Skripchenko und Gustafsson führen mit 1,5 Punkten.
GM Michael Bezold nach Sieg über Nationalspieler GM Klaus Bischoff zurück im Turnier. GM Jonny Hector gewinnt nach knapp sechs Stunden gegen GM Fabian Döttling. Zwei Siege, drei Unentschieden. Skripchenko und Gustafsson führen mit 1,5 Punkten. GM Michael Bezold und GM Jonny Hector sind die Gewinner des zweiten Spieltages. Kein Spieler konnte sich vom Feld absetzen und einen zweiten Sieg einfahren. GM Klaus Bischoff hatte nach seinem Auftaktsieg gegen GM Jonny Hector die theoretische Chance dazu, doch Lokalmatador Michael Bezold besiegte den Nationalspieler mit einem fulminanten Angriff und meldete sich nach der Auftaktniederlage am Vortag eindrucksvoll ins Turniergeschehen zurück. 79 Züge brauchte der schwedische Profi GM Jonny Hector, doch dann ist der deutsche GM Fabian Döttling in einer scharfen, vom erfahrenen Turnierspieler taktisch geführten Partie niedergerungen. Auf ein sicheres Unentschieden spielte GM Almira Skripchenko gegen GM Jan Gustafsson. Die ehemalige Europameisterin rührte mit den weißen Steinen Beton an und der Hamburger fand kein Gegenmittel und willigte schließlich ins Remis ein. Damit liegen beide mit 1,5 Punkten nach zwei Spieltagen an der Spitze. Gespannt war man auf den ersten Auftritt des ELO-stärksten GM Arkardij Naiditsch. Nach vielen Versuchen fand er gegen seinen jungen Vereinskollegen vom SF Dortmund Brackel IM David Baramidze keine Vorteile, so dass ihr Sizilianer mit Punktteilung endete. Eine strapaziöse Partie lieferten sich GM Stuart Conquest und IM Daniel Stellwagen. Beide gingen über die komplette Distanz von sechs Stunden, in denen ein einziger Fehler den Engländer um den Gewinn brachte: Remis. Im Gesamtklassement führt nach zwei Runden die 28jährige Ex-Europameisterin Almira Skripchenko und der 24jährige Jan Gustafsson mit 1,5 Punkten. Es folgen fünf Spieler mit einem Punkt und vier Spieler mit einem halben Punkt, was die Ausgeglichenheit des Teilnehmerfeldes zum jetzigen Zeitpunkt bestätigt.
Tag 1
„Drei Damen“ schlagen holländischen Ex-Jugendweltmeister
Lokalmatador GM Michael Bezold musste Auftaktniederlage einstecken. Routinier GM Klaus Bischoff schlägt Geheimfavorit GM Jonny Hector. Drei Entscheidungen, zwei Remisen Waischenfeld/Pulvermühle. Die Auftaktrunde der 2. Internationalen Fränkischen Großmeistertage brachte die mit Spannung erwarteten Partien. Pünktlich um 16.00 Uhr tickten die Schachuhren und die Akteure mussten zum ersten Mal in der Pulvermühle Ihr Können unter Beweise stellen. Dabei kam es zu interessanten Aufeinandertreffen. In einem Duell der ehemaligen Jugendweltmeister musste die Französin GM Almira Skripchenko gegen den holländischen IM Daniel Stellwagen antreten. Der Niederländer baute sich, seinem Ruf als Offensivspieler gerecht werdend, eine Angriffsstellung auf, unterschätzte aber die Verteidigungsressourcen der umsichtig spielenden Großmeisterin. Sie setzte gekonnt zum Konter an und eroberte einen Bauern, der ihr eine zusätzliche Dame ins Spiel brachte. Gegen diese „Frauenpower“ – zwei Damen auf dem Brett, eine Dame am Brett – war jede Gegenwehr zwecklos und die Aufgabe Stellwagens der einzig ehrenhafte Ausweg. In einem rein deutschen Match trafen der Baden-Badener GM Fabian Döttling und der für den SC Forchheim in der 2. Schach-Bundesliga spielende Großmeisteranwärter Michael Prusikin aufeinander. Nach ausgeglichenem und wenig spektakulärem Verlauf endete die Partie Unentschieden. Einen unglücklichen Einstand erwische der Waischenfelder Großmeister Michael Bezold. Im Duell gegen seinen Mannschaftskollegen vom Hamburger Schachklub GM Jan Gustafsson zog der Franke den Kürzeren. Der Lokalmatador geriet nach der Eröffnung in eine schlechtere Stellung und verbrauchte zu viel Denkzeit für seine Verteidigungsstrategie. Im 37. Zug, als die Stellung anfing sich zugunsten Bezolds zu neutralisieren, verlor er durch Zeitüberschreitung. Im Kampf der beiden erfahrensten Turnierspieler setzte sich der Ulmer Großmeister Klaus Bischoff gegen seinen schwedischen Kontrahenten Jonny Hector durch. Dabei sah es zunächst gar nicht so aus, als ob eine Seite einen Vorteil für sich in Anspruch nehmen hätte können. Eine Unaufmerksamkeit Hectors brachte ihn aber derart in Schwierigkeiten, dass er seine Figuren sehr passiv platzieren musste und Materialverluste nicht mehr vermeiden konnte. Nationalspieler Klaus Bischoff ließ sich eine solche Chance nicht entgehen und spielte ein sehenswertes Matt heraus. Die längste Partie des Tages mit knapp sechsstündiger Dauer zwischen der deutschen Nachwuchshoffnung IM David Baramidze und dem englischen GM Stuart Conquet war von großem Kampf geprägt. Über weite Strecken kontrollierte der erst 15jährige Baramidze, der in der Pulvermühle eine weitere Großmeisternorm erspielen möchte, das Geschehen. Die Ereignisse auf dem Brett überschlugen sich in der vierten Stunde kurz vor der Zeitnotphase, als der Dortmunder einen Turm für einen Springer geben musste. Im Gegenzug erhielt er dafür zwei Bauern, die normalerweise den Sieg hätten sicherstellen müssen. Aber die listige Verteidigung des erfahrenen Briten, der 1981 Jugendweltmeister war, rettete ihm noch das Remis. Mit drei entschiedenen Partien und zwei Remisen geht das Turnier mit Schwung in die zweite Runde. Da auch das zweite Remis nach hartem, fast sechsstündigen Kampf, ausgespielt wurde, erlebten die zahlreichen Zuschauer vor Ort einen dramatischen Auftakt, der jede Menge Spannung und attraktive Partien für den weiteren Turnierverlauf verspricht. Ab heute greift der nach der ELO-Weltranglistenpunktezahl am höchsten eingeschätzte GM Arkadij Naiditsch ins Geschehen ein. Er war aufgrund des ungeraden Teilnehmerfeldes in der ersten Runde spielfrei. Dabei kommt es am Samstag zum interessanten Duell gegen den holländischen Ex-Jugendweltmeister Daniel Stellwagen. Am Sonntag wird eine Doppelrunde gespielt, die jeweils um 9.30 Uhr und 17.00 Uhr beginnt, um den Schachfans aus der Region am Feiertag zwei Spiele zum Live-Zuschauen anbieten zu können. Zusätzlich kommt am Wochenende mit Großmeister Christian Gabriel ein weiterer hoch dekorierter Spieler in die Pulvermühle, der für die Zuschauer die Partien live kommentieren wird. Ab Freitag laufen auch die Rahmenprogramme der Großmeistertage an. So veranstaltet der Deutsche Schachbund parallel zum Großmeisterturnier am Wochenende zwei Nachwuchslehrgänge für den nationalen D-/C-Kader und die Mitglieder der Botwinnik-Schule (die talentiertesten deutschen Mädchen bis 14 Jahre). Im Rahmen dieser Sondertrainingsmaßnahme analysieren die Nachwuchsspieler die Partien der Großmeistertage und sollen gleichzeitig die Möglichkeit erhalten, internationale Wettkampfluft zu schnuppern. Am heutigen Samstag beginnt auch der Nachwuchs-Cup. Hier treten der für den TSV Bindlach in der 2. Bundesliga spielende Slowake IM Jan Markos und der Backnanger IM Arik Braun gegeneinander an. Dem Sieger des 4-Partien-Matches winkt ein Startplatz bei den nächsten Großmeistertagen. Im ebenfalls am Samstag beginnenden Nachwuchscup spielen Marco Baldauf und das Bayreuther Talent Axel Heinz gegen die holländischen Nachwuchshoffnungen Joost Michielsen und Robin Swinkels an. Der Sieger dieses Rahmenturniers erhält einen Startplatz bei den internationalen deutschen Jugendmeisterschaften.