Wir trauern um Berthold Bartsch

Veröffentlicht von

Mit Erschütterung haben wir vom viel zu frühen Tode unseres Schachfreundes Berthold Bartsch erfahren. Er war fast ein Vierteljahrhundert Vorsitzender des SC Forchheim, dessen Motor und unermüdlicher Kämpfer am Schachbrett. Wir haben ihn für seine großen Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 

Update: Die Beerdigung findet am Donnerstag 12. März 2020 ab 10.30 Uhr auf dem Alten Friedhof Forchheim statt. Ich habe einige Weggefährten aus früheren Tagen gebeten, sich an Berthold zu erinnern. Im Folgenden gebe ich deren Worte wieder.  Den Anfang machte unser Ex-Bundesliga-Spieler IM Andreas Rupprecht. Nun äußert sich Claus Schäffner:

„Berthold habe ich zu verdanken, dass ich überhaupt Schach spiele. Über meine Eltern hatte Berthold  gehört, dass ich manchmal mit meinem Opa Schach spiele und da er 1987 gerade eine neue Jugendmannschaft aufbauen wollte, hatte er direkt meine Eltern gefragt, ob das nicht etwas für mich wäre. Nach einigen Sparrings-Partien mit ihm war ich auch Feuer und Flamme für das Spiel und bin in den Schachclub eingetreten.

Dieser Entscheidung habe ich in den folgenden Jahren viele schöne Jugendturniere auf der Krim, Ungarn, Tschechien und anderen schönen Orte in Deutschland zu verdanken, in die man sonst als junger Teenager zumindest ohne Begleitung der Eltern nicht so leicht kommt.

In den folgenden Jahren konnte ich mir einiges vom ihm abschauen. Das hatte zwar zur Folge, dass ich eigentlich nur Caro-Kann und weitere nicht so aktive Eröffnungen spielte, aber es war auch einigermaßen erfolgreich.

Eine typische Szene mit Berthold ereignete sich in meinem ersten Spiel für die erste Mannschaft. Ich war erst 17 Jahre alt und schon ein wenig nervös, in der 2. Bundesliga spielen zu dürfen. Nach ca. 1,5 Stunden habe ich mich erstmals getraut, mein Brett zu verlassen und zu schauen, wie der Wettkampf so steht. Wie so oft kamen wir nicht so gut aus den Eröffnungen. Berthold stand neben unserem ersten Brett Vlastimil und kam auf mich zu. Ich fragte ihn: „Der Wettkampf steht eigentlich gar nicht so gut. Was sagst du?“

Berthold antwortete trocken: Wir stehen viel besser als ich erwartet hatte und jetzt kommt unsere starke Phase. Wir holen 3,5 Punkte aus den ersten sieben Brettern und du stehst besser, so wie es dir Vlastimil in der gestrigen Vorbereitung doch gezeigt hatte. Wenn du gewinnst, schaffen wir es.“ Ganz so optimistisch sah ich es nicht (und war es objektiv auch nicht). Auf meine Frage, ob ich nicht doch lieber gegen den FM sicherheitshalber Remis anbieten sollte entgegnete er wie immer: Vor was hast du Angst? Du bist jünger und den sitzt du locker aus.“ Und tatsächlich konnte ich gewinnen und der Kampf ging 4,5:3,5 für uns aus.

Leider hat das mit dem Gewinnen bei mir natürlich nicht immer geklappt, aber ich habe von ihm gelernt, immer meine Chance zu suchen und auch gleichstehende Partien auf Sieg zu spielen. Ich glaube, so haben wir damals viele auch schlechter stehende Wettkämpfe noch gewonnen.

Vielen Dank Berthold für die vielen Trainingspartien, Tipps, gesponserte Getränke nach den Schachwettkämpfen, Autofahrten zu Mannschaftswettkämpfen usw. Ruhe in Frieden. Claus.“

„Lieber Berthold,

wir haben uns aus den Augen verloren, als ich ein paar Jahre in Forchheim pausierte. Und als wir uns 2017 das letzte Mal sahen, habe ich mich viel zu wenig mit Dir unterhalten. Ich bereue es.

Du hattest meinen Hunger auf meine schachliche Weiterentwicklung gespürt, als ich mich vor zig Jahren bei einem Vorortverein von Regensburg gegen Forchheim 2 blamierte.

Du hast mein Potential gesehen und mich nach Forchheim geholt und mir alle Chancen eröffnet. Natürlich auch im Eigeninteresse und im Interesse des Vereins, für den Du so viel getan hattest.

Ja, Du warst auch gerissen. So gerissen, dass Du mich in der Forchheimer Stadtmeisterschaft in unserer einzigen Turnierpartie geschlagen hattest.

Am Brett und im Leben warst Du immer ein kreativer Kämpfer, auch trickreich, aber immer fair und mit Achtung für die anderen Menschen.

Unvergesslich werden mir die Schachabende bei Dir zu Hause bleiben, bei der uns  Deine Frau mit Köstlichkeiten wie Currysuppe mit steirischem Kürbisöl verwöhnte. Ihr wart tolle Gastgeber und Du hast Dir immer viel Zeit für uns genommen. Wo findet man heutzutage so etwas noch.

Du wirst uns allen fehlen. Ein Ziel habe ich noch: Ich muss in den Himmel kommen, um Revanche für meine Niederlage nehmen zu können. Und natürlich, um Dich wiederzusehen.

Mach´s gut.

Andreas.“

Berthold Bartsch / Bild/Text Udo Güldner / SC Forchheim